Gemeinde München

Andreas von Mendel

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Liebe Gemeinde­mitglieder, liebe Freundinnen und ­Freunde unserer Gemeinde,

die Osterbotschaft „Christus ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden!“ begleitet uns die nächsten Wochen bis Pfingsten und darüber hinaus, denn jeder Sonntag ist ein kleines Osterfest.

Welche Vorstellung haben Sie vom Auferstandenen? Viele Vorstellungen und Bilder prägen sich uns ja in der Kindheit ein und tauchen immer wieder einmal auf. Bewusst werden uns solche eingeprägten und auch prägenden Bilder oft erst, wenn andere Darstellungen die eigene Vorstellung irritieren.

Welche Vorstellung haben Sie vom auferstandenen Christus?

Ich bin in Passau in einem sehr barocken Umfeld aufgewachsen, und deshalb war meine kindliche Vorstellung vom Auferstandenen dementsprechend.

Der auferstandene Christus als glorreicher Sieger, die Wundmale klar erkennbar, aber in der Pose eines Helden mit wehender Fahne. Unter seinen Füßen oft noch kleine Engelchen, die andeuten, dass er dem irdischen Leben bereits entrückt ist. Passend dazu ein Lied aus dieser Zeit „Jesus lebt, mit ihm auch ich, Tod, wo sind nun deine Schrecken“ (Chr. F. Gellert, 1715–1769).

In der Kunstgeschichte wird so eine Darstellung auch Urständ Christi genannt. Urständ als veraltetes Wort für Aufstehen, Erstehen, Erneuerung, und eben für die Auferstehung Christi. Das ist keinesfalls despektierlich zu verstehen, im Sinne von: Da feiert jemand fröhliche Urständ.

In der alt-katholischen Kirche in Freiburg wurde eine solche Heldenfigur des Auferstandenen an Ostern auf den Hochaltar gestellt. In unserer Kirche gibt es übrigens eine ganz ähnliche Darstellung im gestalteten Fenster im Chorraum. Der Auferstandene mit Fahne über dem Grab und erhobenem Zeigefinger, als Zeichen des Sieges.

Im Laufe der Kirchengeschichte haben sich Jesusdarstellungen und auch Darstellungen des Auferstandenen immer wieder verändert.

In den ersten drei Jahrhunderten wurde das Bild des guten Hirten verwendet. Das ist eine der ältesten Darstellungen, man findet sie in den Katakomben Roms. Der Pantokrator, der Herrscher, war noch nicht im Blick. Erst mit der Anerkennung des Christentums durch die römischen Kaiser im byzantinischen Reich wurde das Bild des thronenden Herrschers frei für das Bild des Auferstandenen.

Im Chorraum von Kirchen wurde der thronende Christus umgeben von einem Hofstaat dargestellt. Im Mittelalter wurde diese Darstellung in Evangelienhandschriften auch als Titelbild vor Jesuserzählungen gebraucht, wohl in dem Wissen, dass die biblischen Erzähler Jesus nicht nur als historische Person schildern. Sie hatten immer schon auch den Auferstandenen im Blick.

Alle Bilder des Auferstandenen sind Phantasiebilder. Sie sind Weiterentwicklungen von Erfahrungen der Menschen mit diesem Auferstandenen, und sie gründen in der Überzeugung, dass die Evangelien nicht von Geschichten von einem längst Verstorbenen erzählen, sondern Erinnerungen an einen „Jetzt-Lebenden“ sind. Die Erzählungen werden weitergegeben, um uns bewusst zu machen, dass dieser, der damals heilte, jetzt als Auferstandener unter uns weiterhin wirkt.

Vor einigen Jahren ist mir eine Darstellung untergekommen, die den Auferstandenen ganz anders darstellt. Die Künstlerin Anne Seifert hat es geschaffen, und es hat den Titel „Der auferstandene Christus“.

Ein eher ungewohntes, vielleicht irritierendes Christusbild: Jesus nicht als Pantokrator, nicht als Urständ Christi, sondern der Auferstandene als afrikanischer Trommler.

Vielleicht ist diese Vorstellung eine konsequente Weiterentwicklung. Der Auferstandene als Trommler des Lebens. Er trommelt seine Botschaft in die Welt und bringt die Menschen zum Tanzen.

Das Bild zeigt einen aktiven Christus, der für uns trommelt, der uns in Schwung bringen möchte. Der mitten drin ist im Leben, ja der die Mitte des Lebens ist, der den Ton angibt und den Rhythmus vorgibt.

Ich finde dieses Motiv des Trommlers ein sehr inspirierendes Bild: Eine Trommel kann ich hören, die Schwingungen einer Trommel kann ich spüren, mit einer Trommel kann ich Botschaften übermitteln, in das Trommeln kann ich einstimmen und den Rhythmus übernehmen und auch weitergeben.

Die Botschaft des Auferstandenen ist eine Botschaft vom Leben, das Gott für uns ersehnt, jetzt schon, heute schon, von einem Leben, das aber über den Tod hinausreicht, eine Botschaft, die auch in der Dunkelheit und Finsternis zu hören ist, deren Schwingungen spürbar sind. Diese Botschaft nimmt ihren Ausgang in Jesus Christus und wird weitergetragen, wie mit Trommeln, die eine frohe Botschaft verbreiten.

Wir sind eingeladen, genau hinzuhören, in uns hineinzuhorchen: Welche Schwingungen nehme ich wahr? Welcher Rhythmus wird da vorgegeben? Höre ich etwas und wenn ja, welche Botschaft übermittelt mir die Trommel des Auferstandenen? Was ist seine Botschaft für mich, für mein Leben?

Und wie kann ich einstimmen in die Botschaft von der Auferstehung, vom neuen Leben?

Ihr

Siegfried J. Thuringer, Pfr.

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